Test: Output Analog Strings – Sample-Library
Das neue Instrument von Output verbindet orchestrale Streicherklänge mit String-Sounds analoger Synthesizer zu den futuristisch und zugleich retrospektiv klingenden Analog Strings. Ein vertrauter Klang begeistert in neuem Gewand.

Sample-Hersteller Output ist auf der Überholspur: Die Kalifornier zielen auf die junge Generation von Musikproduzenten zwischen EDM und Multimedia und bringen neben samplebasierten Instrumenten ganz nebenbei den schicken minimalistischen Studiotisch namens Platform auf den Markt. Man scheint genau zu wissen, dass sich die meisten Studios heute auf einem Laptop befinden, dass aktuelle Musik im Café, im Hotel oder im Schlafzimmer produziert wird – und dass Design, Effizienz und Kreativität vereint zum Erfolg führen. Auch die neue Library Analog Strings fügt sich genreübergreifend ins Bild ein und verspricht einzigartige und innovative Klänge für den modernen Musiker.
Übersicht
Der Name „Analog Strings“ erklärt nur bedingt, was von diesem Produkt zu erwarten ist. Kurzum handelt es sich um eine neue Synthesizer-Engine auf Basis des kostenlosen NI Kontakt 5 Players oder der Kontakt-Vollversion ab Version 5.6.5, die im weitesten Sinn mit gesampelten Streicherklängen arbeitet. Der etwa 39 GB große Samplepool – 20 GB komprimiert – stellt 90 Klangquellen aus den drei Kategorien Orchestra, Synth und Creative zur Verfügung. Das eigens in der Budapester BMC Hall aufgenommene Orchester besteht aus zwei verschieden großen Streicherensembles mit jeweils 60- und 22-köpfiger Besetzung sowie zusätzlichen Solisten.

Spielweisen und Sounds
Geboten werden Spielweisen wie Sustain, Staccato, Tremolo, Pizzicato oder Effekte wie Glissando, Pizz Texture oder Sul Ponticello. Auch wenn für die Klanggestaltung die zwei Mikrofonpositionen Close und Far zur Auswahl stehen, handelt es sich um keine Streicher-Library im traditionellen Sinne. Dafür fehlen verschiedene Dynamikstufen und Round-Robin-Samples. Zudem klingen die rohen Samples beinahe kalt und hart mit einem gewissen Lo-Fi-Charme. Tatsächlich sollen diese Samples auch nur Ausgangsmaterial für eine intensive Klangbearbeitung in Kombination mit den weiteren Samples sein. Eine Auswahl von Streicherklängen bekannter für diesen Einsatz geschätzter Vintage-Synthesizer steuert Klangquellen mit Namen wie Fat Stabs, Retro Strings oder Noisy Pad bei. Hinzu kommen kreative, aus diversen Saiteninstrumenten gewonnene Klangquellen wie Plucked Piano, Guitar Crunch oder Feedback Loop.
Output Analog Strings in der Praxis
Seit Version 5.6 bietet Kontakt eine erweiterte Größe von 1.000 x 750 Pixeln für die Benutzeroberfläche der Instrumente. Der neu gewonnene Platz wird genutzt, um die komplexe Dual-Layer Engine von Analog Strings möglichst übersichtlich zu gestalten. Mich fasziniert immer wieder, wie komplex das von Output eingesetzte Skript ist, das beinahe jede mögliche Funktion von Kontakt berücksichtigt und dabei extrem elegant und stilvoll bleibt. Auf der Main Page werden je zwei Klangquellen ausgewählt, aus denen sich ein Sound zusammensetzen kann. Hier steuert man elementare Parameter wie die Lautstärke und Stimmung, hat aber auch Kontrolle über vier Macro-Regler, denen eine oder mehrere Aufgaben zugewiesen werden können. Die Edit-Page bietet Hüllkurven für die Lautstärke und Tonhöhe, eine Stereobearbeitung oder die Simulation von Streichervibrato durch den Flutter-Effekt genannten Pitch-LFO. Effekte können in der FX-Page pro Layer aber zusätzlich auch global, also für beide Layer gemeinsam, zugeschaltet werden.

Modulatoren und Arppegios
Die Rhythm-Page ist eine komplexe Schaltzentrale für temposynchrone Modulationen etwa der Lautstärke, Panoramaposition der Filterfrequenz oder einer möglichen rhythmischen Übersteuerung im Distortion-Effekt. Mithilfe des sogenannten Flux-Rate-Sequencers können die Geschwindigkeiten der Modulatoren in gewünschter Abfolge verändert werden. Zu guter Letzt sorgen zwei unabhängige Arpeggiatoren für Bewegung. Zusammenfassend verbirgt sich hinter den genannten Funktionen ein mächtiges Synthesewerkzeug mit zahllosen Möglichkeiten, das der Kreativität kaum Grenzen setzt.
Klang
Das Potenzial des Instruments zeigt Output eindrucksvoll in 500 Presets sowie der bis Redaktionsschluss kostenlos erhältlichen Erweiterung Neon Strings mit weiteren 100 Presets. Die klanglichen Ergebnisse haben oft nur entfernt etwas mit Streicherklängen zu tun: Analog Strings öffnet eine Welt voller Sphären, Pads, Arpeggios und Plucks in bester Manier der dunklen elektronischen Soundtracks moderner Filme und Serien wie Blade Runner, Tron oder Stranger Things. Die Presets klingen fertig produziert und hochwertig. Der Hersteller hält damit das angekündigte Versprechen und offeriert innovatives Material durch eine gelungene Verbindung von organischen und elektronischen Elementen. Allerdings muss man sich auch auf ebendiese Welt einlassen, denn auf bestimmte Genres zielende Brot-und-Butter-Klänge gehören nicht zur Stärke von Analog Strings. Sofern sich die teils sehr prägnanten Klänge in den Kontext einfügen, können sich EDM-, Hip-Hop-, Pop- oder Filmmusikproduzenten zu gleichen Teilen angesprochen fühlen und ihre Tracks mit diesen andersartigen Streichern würzen.
FAZIT
Analog Strings ist mit hunderten Presets ein inspirierender Fundus für innovative und spezielle Streicherklänge und wird mit seiner intuitiven und flexiblen Sound-Design-Engine zum kreativen Werkzeug und eigenständigen Instrument.
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