Test: Arturia Keystep – Controller-Keyboard
Arturias Keystep ist nicht nur eine portable Einspieltastatur, sondern lockt mit einem durchdachten, livetauglichen Controllerkonzept und bringt neben einem integrierten Arpeggiator auch noch einen waschechten Step-Sequencer mit. Zudem kommuniziert der Winzling auch über CV-Ausgang mit Analogequipment.
Der Bedarf an kleinen Einspieltastaturen ist im mobilen Zeitalter riesig, die Auswahl aber ebenso groß und dazu qualitativ durchwachsen. Erste Überraschung beim Keystep: Das Teil ist für eine Minitastatur relativ schwer und ruht im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern souverän auf dem Tisch. Ein Blick nach unten offenbart dann auch ein Metallbett, auf dem sich die Tasten befinden.
Zweite Überraschung
Anschlussseitig finden sich nicht nur die übliche USB-Buchse, sondern auch MIDI-Schnittstellen (In/Out), drei CV-Ausgänge und Sync-Signalbuchsen für PPQ-Signale (Ein- und Ausgang) im Miniklinkenformat. Über die separate MIDI-Control-Center-Software können nicht nur die Signale der CV- und Sync-Signalbuchsen für gängige Formate konfiguriert werden, sondern auch andere Einstellungen für das Gerät vorgenommen werden. Mit Strom versorgt wird der Kleine wahlweise über USB-Buspower oder ein optionales Netzteil. Die Stromaufnahme ist dabei so gering, dass selbst ein iPad zur Versorgung ausreicht. Ein Anschluss für ein Sustainpedal sowie zwei Wahlschalter zur Wahl der Taktreferenz (intern, USB, MIDI, extern) komplettieren die Rückseite.
Dritte Überraschung
Die Miniklaviatur bietet 32 Slim-Key-Tasten, die sich unerwartet ausgewogen spielen lassen und über einen angenehmen, etwas straffen Gegendruck und einen guten Druckpunkt verfügen. Dabei arbeitet sie relativ geräuscharm und ermöglicht einen differenzierten Anschlag. Entsprechend wird die Spieldynamik nicht zur Glückssache. Selbst der monophone Aftertouch lässt sich zuverlässig kontrollieren. Man merkt, dass der Hersteller professionelle Ansprüche an die Entwicklung gestellt hat. Zur Erweiterung des Spielbereichs gibt es schließlich zwei Oktavtaster. Die Spielhilfen Pitchbend- und Modulationsrad sind als fingerbreite Ribboncontroller ausgeführt, die schon auf leichten Druck reagieren.
Arpeggiator und Chordmodus
Der Arpeggiator verfügt über acht Muster zur Akkordbrechung und kann üppige 32 Noten verarbeiten. Diese können auch im Livespiel mit gedrücktem Hold-Taster und über beliebige Oktavlagen zum Arpeggio hinzugefügt werden. Tempo und Notenlänge der Arpeggios können über zwei Drehregler direkt verändert werden. Per Shift-Taste wird der Spielbereich zu Funktionstasten umgeschaltet und es können Gate und Swing-Einstellungen verändert werden. Gespielte Akkordmuster werden mit Hold gehalten, sodass die Spielhand wieder frei ist. Im Chordmodus ist es möglich einen gespielten Akkord abzuspeichern und anschließend durch Druck einer einzelnen Taste in jeder beliebigen Tonhöhe abzufeuern. Auch das ist live eine willkommene Hilfe.
Step-Sequencer
Der integrierte Step-Sequencer kann wahlweise im Schrittbetrieb oder in Echtzeit acht Patterns mit bis zu 64 Schritten aufnehmen. Alternativ können Sequenzen auch grafisch per Software erstellt und ausgetauscht werden. Im Schrittbetrieb werden mit der vorgewählten Notendauer einzelne Noten oder Akkorde mit bis zu acht Tönen pro Schritt eingegeben. Auch Pausen können per Tasten gesetzt werden, ebenso wie mögliche Legatoverbindungen. Sequenzen können weiter über Edit-Taster ergänzt oder gekürzt werden. Dazu lässt sich live zwischen den acht im Gerät speicherbaren Patterns wechseln. Wie im Chordmodus können Patterns in jeder Tonhöhe getriggert werden. Zudem lassen sich Tempo und Rhythmik wie beim Arpeggiator anpassen. Wer nicht nur das Pattern steuern will, kann auch einfach umschalten und zum Playback improvisieren. Kleiner Dämpfer: Der Sequencer zeichnet keine Controllerdaten wie beispielsweise das Modulationsrad auf.
FAZIT
Wer im Keystep „nur“ eine günstige Einspieltastatur mit guten Tasten sieht, wird dem kleinen Arturia-Controller nicht gerecht. Die Tastatur ist im Segment der Minitastaturen bereits ein Highlight, doch dank ihrer universellen Schnittstellen und dem integrierten Step-Sequencer für Liebhaber analoger Tonerzeuger eine kleine Sensation. Clevere Details wie die Möglichkeit, live zwischen den Sequenzen umzuschalten, sowie die intuitive Bedienung machen Keystep zur wahren Freude. Einziger Wermutstropfen bei so viel Kompetenz: Es gibt außer dem Modulationscontroller keinen einzigen frei belegbaren Encoder für zusätzliche MIDI-Parameter, obwohl das Gehäuse dafür reichlich Platz böte. Wen das nicht stört, für den ist Keystep eine unbedingte Empfehlung, egal ob nur als hochwertige Mini-Einspieltastatur oder als potenter und kontaktfreudiger Performancezwerg für Bühne und Studio.
Tags: Home-Recording, MIDI-Controller