Medien-Ausbildungsinstitute im Überblick: BIMM Institute
Als Europas größtes und führendes Musikinstitut für moderne Musik bezeichnet sich das BIMM Institute, dessen Studienangebote wir in dieser Folge unserer Ausbildungsreihe näher beleuchten. Dazu baten wir Christoph Borchers, Head of Events and Guests & Industry Liaison, am BIMM Institute Berlin zum Interview.

Um im hart umkämpften Musikbusiness zu bestehen, ist eine fundierte, vielseitige Ausbildung für die Fachbereiche Musikproduktion, Sounddesign, Mixing und Mastering von großem Vorteil. Im vierten Teil unserer Ausbildungsreihe haben wir mit Christoph Borchers, Head of Events and Guests & Industry Liaison des britischen BIMM Institute, über die Audiostudiengänge an den deutschen Standorten gesprochen. Das BIMM Institute hat sein erstes College vor 16 Jahren im britischen Brighton eröffnet und zählt mittlerweile über 6500 Studenten. Diese sind verteilt auf sechs Standorte im Vereinigten Königreich und Irland (London, Brighton, Bristol, Manchester, Birmingham, Dublin) und zwei Standorte in Deutschland – das Institut in Berlin wurde 2015 eröffnet, das in Hamburg im Oktober 2019.

KEYS: Das BIMM Institute ist ja eine erfolgreiche Ausbildungsstätte für Musiker und Produzenten. Von besonderem Interesse sind für uns die Studiengänge „Musik- und Audioproduktion“ und „Elektronische Musikproduktionen“. Wir wüssten gerne die wichtigsten Fakten zu diesen Bachelor-Ausbildungen und für welche Zielgruppen sie sich eignen.
Christoph Borchers: Richtig, wir bieten zwei verschiedene Musikproduktionskurse an, beides BA (Hons), sprich: vollwertige Bachelor-of-Arts-Kurse, die über einen Zeitraum von drei Jahren unterrichtet werden. Der „Music and Sound Production“-Kurs bewegt sich in Richtung Sound Recording, Engineering, der Kurs „Electronic Music Production“, wie der Name schon erkennen lässt, eher in Richtung Electronic Music Production Techniques, DAW Techniques, Synthesis et cetera. Beide Kurse haben das gleiche Ziel: die Studierenden bei ihrer individuellen Wegfindung innerhalb der bisweilen unübersichtlichen Musikindustrie zu unterstützen. Die Kurse eignen sich daher für Produzenten jeden Alters, die sich für Audio Engineering, Sound for Games, Sounddesign und viele weitere Segmente interessieren. Das Spannende: Die Kurse sind ab dem zweiten Jahr individuell gestaltbar, da eine Reihe optionaler Vertiefungsmodule zur Verfügung stehen.
KEYS: Ist immer eine Präsenz am BIMM Institute erforderlich, um am Equipment das Erlernte in der Praxis zu üben, oder können die Studenten auch zu Hause an ihren Projekten arbeiten?
Christoph Borchers: Unsere Bachelor-Studiengänge sind in der Tat Präsenz-Vollzeitkurse und finden in unterschiedlichen Gruppengrößen statt. Vorlesungen werden in Gruppen von bis zu 30 Studierenden und praktische Kurse, wie Studio Engineering, in Gruppen von bis zu zehn Studierenden unterrichtet. Gleichzeitig stehen die Räume zu verschiedenen Zeiten für „open access“ zur Verfügung. Darüber hinaus haben die Studierenden Zugriff auf sogenannte One-to-one-Tutorials, für die sie kursübergreifend aus der Gesamtzahl von Tutoren wählen können. So kann beispielsweise jemand, der Gitarre studiert, auch mit einem Music-Business-Tutor über rechtliche Dinge sprechen und so weiter.
KEYS: Zu den offiziellen Studiengängen bietet ihr sogenannte Masterclasses an. Was kann man sich darunter vorstellen und für wen sind diese geeignet?
Christoph Borchers: Masterclasses sind ein wichtiger Bestandteil des Studiums am BIMM Institute. Jeden Freitag im laufenden Semester laden wir hochkarätige Gäste aus der Musikindustrie zu uns ein. Hierbei kann es sich um Bands, Artists, DJs, aber auch um Label-Chefs, Festivalagenturen, Radiomoderatoren oder Ähnliches handeln, die ihr Expertenwissen mit den Studierenden teilen. Bei uns waren unter anderem Peaches, Modeselektor, Thurston Moore, We are Scientists, The Kooks, Dillon, Glyn Johns und Dillinger Escape Plan zu Gast.
KEYS: Mit welcher Hard- und Software wird am BIMM Institute überwiegend gearbeitet und welches Studio- Equipment kann man erwarten?
Christoph Borchers: Wir arbeiten vorrangig mit branchenführender Hard- und Software wie Pro Tools, Logic, Ableton Live sowie Plug-ins von Soundtoys, iZotope und Arturia. Auch was die Backline für die Live- und Proberäume angeht, greifen wir auf Marktführer wie Orange, Marshall, Ampeg, Gretsch und Roland zurück. Unsere Studios verfügen über eine Audient 8024 HE Konsole, Adam Audio Monitoring, Pro Tools Native HD System und eine Reihe von Pre-Amps und EQs, darunter SSL, Universal Audio, Warm Audio, Empirical Labs Distressor, Universal Audio Satellte 2 Octo. Bei den Mikrofonen setzen wir auf Produkte von Neumann, AKG, Sennheiser, Warm Audio und Shure.

KEYS: Was zeichnet die Tutoren aus?
Christoph Borchers: BIMM-Tutoren werden sorgfältig ausgewählt. Die Musikindustrie unterliegt stetigem Wandel, was Technik, Gesetzeslage und Praktiken angeht. Dementsprechend ist es wichtig, dass die Tutoren auf dem neuesten Stand der Dinge sind. Gewährleistet wird dies durch den Umstand, dass sie selbst aktiv in der Musikindustrie tätig sind, in Bands spielen, eine Agentur leiten oder ein Label betreiben.
KEYS: Welche Voraussetzungen und Vorkenntnisse müssen für eine erfolgreiche Bewerbung um einen Studienplatz erbracht werden?
Christoph Borchers: Als Bildungsinstitut haben wir Aufnahmekriterien. Deutsche Bewerber und Bewerberinnen müssen einen Abiturdurchschnitt von mindestens 2,7 sowie im Leistungsfach Englisch mindestens zehn Punkte vorweisen. Sämtliche Kursinhalte werden in englischer Sprache vermittelt. Sollten die erforderten Noten darunter liegen oder kein Abitur vorliegen, gibt es auch andere Wege des Leistungsnachweises. In sogenannten Auditions erfolgt, je nach Studiengang, ein Vorspiel (Songwriting, Guitar, Bass, Vocals & Drums), ein Interview (Music Business) oder aber es werden Arbeitsproben eingereicht und besprochen (Music Production).
KEYS: Wie sieht es bezüglich der Finanzierung des Studienplatzes aus?
Christoph Borchers: Als britischer, privater Bildungsanbieter mit zwei Standbeinen in Deutschland ist das Studium kostenpflichtig. Für europäische Studenten kostet das Studium 7950 Euro pro Jahr. Die Studiengebühren können auch monatlich in Raten bezahlt werden. Zusätzlich gibt es limitierte Stipendien. Erst dieses Jahr wurde einem Studenten in Berlin über unsere Schirmherren Modeselektor ein Stipendium überreicht.
KEYS: In wie weit beteiligt ihr euch bei der Jobintegration der zukünftigen Absolventen? Gibt es ein Netzwerk, auf das ihr zurückgreifen könnt? Und welchen Wert hat der Abschluss in der Industrie letztendlich?
Christoph Borchers: Die Studierenden schließen mit einem vollwertigen Bachelor-Abschluss ab. Doch mindestens ebenso, wenn nicht gar wichtiger, sind auf dem heutigen Arbeitsmarkt die Referenzen, die ein potenzieller Bewerber in seinem Lebenslauf vorweisen kann.
Während des Studiums knüpfen die Studierenden Kontakte zur Industrie, absolvieren Praktika und spielen Shows/Festivals.
Das sind alles Erfahrungen, die sich gut im Lebenslauf machen, die Jobfindung erleichtern und gleichzeitig helfen, sich von der Konkurrenz abzusetzen. BIMM bietet darüber hinaus einen vollständigen Alumni-Support an, sprich Hilfe für Absolventen. BIMM-Abgänger haben immer noch Zugang zu Masterclasses, Events, Tutorials mit dem Careers Team und so weiter. Zu guter Letzt gibt das eigenständige Online-Portal „BIMM Connect“, auf dem Jobangebote gepostet werden und alle Absolventen sämtlicher Colleges miteinander in Kontakt treten können.
KEYS: Warum sollte man sich für ein Studium am BIMM Institute entscheiden? Was unterscheidet euch von Mitbewerbern?
Christoph Borchers: Der direkte Bezug zur realen Musikindustrie zeichnet BIMM aus. Im Studium werden reale Szenarien konkret behandelt und widergespiegelt.
Es gibt keine Zwischenebene, keinen realitätsfernen Unterricht, der losgelöst von der Ist-Welt stattfindet. Dies in Kombinationen mit den wertvollen Kontakten zur Industrie durch Masterclasses, Tutoren und Staff macht BIMM einzigartig. Die Musikindustrie ist zweifelsfrei ein People’s Business und wir verstehen es, Menschen zu verknüpfen.
KEYS: Christoph, vielen Dank für das Gespräch.
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