Interview: Bernd Kistenmacher – Vom Studio ins Planetarium
Seit 1982 gehört Bernd Kistenmacher zur elektronischen Musikszene Deutschlands. Längst hat er sich dabei von der klassischen Berliner Schule wegbewegt und vermischt heute orchestrale Klänge und Elektronik zu Klangkompositionen in Surround. Letztes Jahr haben wir uns auf ein längeres Gespräch mit dem Klangtüftler getroffen.

Mit über 30 Soloalben ist Bernd Kistenmacher vielen EM- und Synthesizerliebhabern als Teil der Berliner Schule bekannt. Von langen instrumentalen, rein elektronischen Kompositionen mit hohem Improvisationsanteil im Stile von Tangerine Dream und Klaus Schulze bewegt sich Kistenmacher allerdings schon seit 2009 weg. Sein neues Album Disintegration hat vielmehr deutliche Soundtrack-Anleihen. In seinen Arrangements treffen orchestrale Samples auf unterschiedlichste elektronische Klangerzeuger – von analoger Hardware wie dem Minimoog über den Roland V-Synth bis hin zu virtuellen Instrumenten wie U-He Zebra.
Bernd Kistenmacher: Das ist in der Tat etwas ganz Besonderes für mich. Schon vor dem Hintergrund, dass es viele Jahre Bemühungen gekostet hat, hier Gehör zu finden. Hinzu kam die lange Umbauphase, in der dieses wundervolle Haus geschlossen war.
KEYS: Wie transferierst du deine Musik auf die Bühne?
Bernd Kistenmacher: Die Basics kommen von meinem Windows-Rechner und ich spiele dazu. Hierfür räume ich mir in der vorbereiteten Mischung entsprechend Platz für die Bühneninstrumente ein.
KEYS: Dein Live-Equipment besteht aus einer Mischung aus analogen und digitalen Synthesizern sowie Plug-In-Instrumenten. Was kommt beim Konzert aus der DAW, was spielst du live?
Bernd Kistenmacher: Insbesondere die Plug-ins spiele ich live. Natürlich nicht in so großem Umfang wie im Studio, weil man den Rechner live nicht an seine Grenzen führen will. Entsprechend habe ich mir ein Set aus vier bis fünf Plug-ins erstellt, die ich einzeln oder auch gemeinsam spielen kann.
KEYS: Ich sehe, du nutzt bereits den Arturia Matrixbrute.
Bernd Kistenmacher: Ja, das Gerät habe ich direkt nach der Ankündigung bestellt. Leider verzögerte sich die Auslieferung, sodass ich den Synthesizer noch nicht bei meinem Planetariumskonzert in Münster dabei haben konnte. Hier kommt er jedoch als Solosynthesizer zum Einsatz und liefert zudem einige Sequenzen. Besonders gefällt mir das Steiner-Parker-Filter und der regelbare Brute-Faktor, mit dem man die Sounds anzerren kann. Ein herrliches Performance-Instrument wie auch der Roland JD-XA, der ebenfalls zum Einsatz kommt und der mir bestimmte präzise Sounds liefert. Und natürlich fehlt auch der Minimoog Voyager nicht. Auf der Bühne nur mit einem Notebook zu stehen, würde mir nicht gefallen.
KEYS: Wie findest du die aktuelle Entwicklung im Synthesizerbereich?
Bernd Kistenmacher: Ich muss zugeben, dass das Synthesizerangebot heute so umfassend ist, dass man kaum unter Druck gerät, wenn man ein bestimmtes Instrument nicht verfügbar hat. In diesem Zusammenhang finde ich es etwas schade, dass sich das Comeback der Synthesizer vor allem auf die alten analogen Ideen bezieht. Auf der innovativen oder wenigstens alternativen Seite der Klangerzeugung passiert mir bei der Hardware nicht genug. Es wäre einfach schön, wenn es wieder andere Instrumente abseits der subktraktiven Synthese gäbe. Ich habe eine ganze Reihe von Synthesizern, die alle ähnlichen Konstruktionsprinzipien gehorchen. Klar, mal gibt es analoge, mal digitale Wellenformen, aber es fällt mir langsam schwer, eine Begründung für den Kauf des nächsten Synthesizers zu finden.

Im Studio ergänzt jede Menge Hardware die Klangbasis aus dem Rechner. // Foto: Wanja Jankowski
KEYS: Programmierst du deine eigenen Sounds?
Bernd Kistenmacher: Ja, unbedingt. Bei Librarys gibt es weniger zu verändern, bei den synthetischen Klängen nehme ich aber ungern Klänge von der Stange. Das Minimum ist dabei ein Anpassen eines Presets an meine Bedürfnisse. Ebenso oft beginne ich aber auch mit einem Init-Patch bei Null und erstelle dann oft mehrere Varianten eines Sounds. Keyboards sind dabei im Studio weniger im Einsatz als Plug-ins aus der DAW. Ich setze sie im Studio nur ein, wenn ich ein bestimmtes akustisches Gewürz hinzugeben will – oder tatsächlich auf der Bühne. Unmittelbar vor dem Konzert habe ich mir auf der Superbooth noch die angekündigte U-He-Adaption des Prophet 5 anhören dürfen. Wunderbar! Da hörst du ganz ehrlich nicht mehr, ob da eine Hard- oder Software den Klang liefert.
KEYS: Sind denn analoge Klänge die Grundrezeptur deiner Musik?
Bernd Kistenmacher: Aktuell basiert meine Basis-Klangpalette eher auf orchestralen Samples, die ich um Elektronik ergänze. Die meisten Librarys entstammen dabei dem Komplete-Paket von Native Instruments. Ich habe mich weitestgehend von dem Muster Sequenzen, Filtersweeps und Soloimprovisationen mit dem Minimoog gelöst – das habe ich zu oft getan. Meine musikalische Vision geht stattdessen in Richtung Film- und orchestrale Musik. Da gibt es für mich viel zu entdecken. Aber um letztlich eine Musik in einem Film zu platzieren, bedarf es zunächst der richtigen Kontakte.
KEYS: Hast du eine musikalische Ausbildung?
Bernd Kistenmacher: Nein, lediglich mein Vater hat mir in der Jugend versucht, das Klavierspielen beizubringen. Ich war aber zu faul zum Üben. Die Liebe zu den Tasten ist dennoch entstanden und geblieben. Und als dann Anfang der Siebziger elektronische Musik populär wurde, hat es mich gepackt und ich bin eingestiegen. Pink Floyd, Kraftwerk, Tangerine Dream, Klaus Schulze und Vangelis haben mich dauerhaft geprägt, einschließlich meines Faibles für lange Stücke.
KEYS: 2012 hast du dein Album Antimatter noch in den Sequencer des Roland Fantom G komponiert.
Bernd Kistenmacher: Dieser Workstation war ich sehr zugetan. Ich habe den Sequencer sowohl für die internen Spuren als auch zur Steuerung externer Synthesizer genutzt. Der lief sehr gut und stürzte nie ab. Nur wenn es dann ans Mixen und die Audiobearbeitung ging, stieß ich an Grenzen. So musste dann eine andere Lösung her. Inzwischen nutze ich Cubase 9 Pro für meine Arbeit. Ein solches Kompositionswerkzeug ist einfach unerlässlich, und heute ist es eben ein schneller PC. Ich arrangiere inzwischen in größeren Strukturen, statt wie früher den Step-Sequencer einzuschalten und mit einem Hardware-Synthesizer dazu zu improvisieren. Der Rechner ist heute das Zentrum bei der Entstehung meiner Musik. Da ist es im Vergleich weniger relevant, ob ich einen neuen Synthesizer kaufe. Zur Einbindung meiner Hardware in die DAW nutze ich Focusrite-Rednet-Wandler, die über ein Dante-Audionetzwerk die Signale latenzfrei übertragen.
KEYS: Kannst du dir überhaupt noch vorstellen, ohne DAW zu arbeiten? Der finnische Musiker Kebu arbeitet beispielsweise live nur mit analogen Synthesizern …
Bernd Kistenmacher: Das ist anerkennenswert und entspricht dem, was Vangelis vor 40 Jahren gemacht hat – live von einer Batterie von Keyboards umgeben. Wobei die Sequenzen auch vorbereitet sind, denn es wäre eher schräg, wenn heute jemand auf der Bühne seinen Sequencer programmiert. Ich selbst habe mich über die Jahrzehnte bewusst von der rein improvisatorischen Musik fortbewegt. Die Berliner Schule mit langen Bögen aus Sequenzen und Streicherteppichen mit Effekten und darüberliegenden Synthesizersoli erlaubt es dir, stundenlang zu spielen. Das macht auch Spaß, war mir aber irgendwann nicht mehr genug. Mir ist über die Jahre die Komposition wichtiger geworden. Die Stücke sind mit durchschnittlich sechs Minuten zwar immer noch lang und wenig radiokompatibel, aber insgesamt doch schon griffiger.

Seine Kompositionen und Arrangements erstellt Bernd Kistenmacher heute mit Cubase. // Foto: Wanja Jankowski
KEYS: Wo stehst du heute als Musiker?
Bernd Kistenmacher: Ich hatte um das Jahr 2000 das Musikmachen aufgegeben und war in ein bürgerliches Leben getreten. Ich hatte mich mit meinem Label (MIRecords, damals Musique Intemporelle) übernommen. Zumindest konnte ich die Position eines Labelchefs und Künstlers nicht gleichzeitig ausfüllen. Hinzu kamen wirtschaftliche Probleme, die etwas mit dem Umbruch am Musikmarkt zu tun hatten. Jahre später schaute ich aus dem Fenster meines damaligen Arbeitsplatzes und fragte mich, was ich hier eigentlich tue! Ich hatte den Kopf voller Träume und Musik. Daher habe ich mein Leben 2009 komplett auf den Kopf gestellt und den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Seitdem bin ich hauptberuflich Musiker, mit allen Risiken, Konsequenzen und Schwankungen und ausschließlich in eigenem Auftrag unterwegs.
KEYS: Dein letztes Studioalbum war Paradise. Nun sind gleich zwei neue Alben in Vorbereitung.
Bernd Kistenmacher: Disintegration ist parallel zum heutigen Konzert ab sofort verfügbar. Dazu ist ein Album namens EMpathy geplant, das aufgrund grafischer Arbeiten noch etwas auf sich warten lässt. Es wird vermutlich zu meinem Konzert am 16. Dezember im Varieté Salon der Berliner Ufafabrik zu haben sein. Ich mag da nichts übers Knie brechen.
KEYS: Du arbeitest inzwischen in Surround. Legst du deine Mischungen direkt in 5.1 an?
Bernd Kistenmacher: In der Kompositionsphase arbeite in der Regel direkt in Surround, indem ich die Klänge entsprechend per 5.1-Panning verteile und gegebenenfalls mit Raum versehe. Aktuell, um das Album abzuschließen, arbeite ich allerdings in Zweikanal-Stereo, kann das aber jederzeit in Cubase umschalten. Tatsächlich macht mir die Arbeit in 5.1 mehr Spaß. Ich bin dann auch musikalisch gewissermaßen in einer dritten Dimension. Interessanterweise habe ich den Eindruck, dass ich eine verbesserte Räumlichkeit erhalte, wenn ich von 5.1 ausgehend auf zwei Kanäle heruntermische. Natürlich muss man Elemente, die hinten platziert wurden, für eine Stereomischung nach vorn holen. Dennoch scheint es mir einen Vorteil bei der Tiefenstaffelung zu geben, der sich überträgt. Dazu habe ich bei der Komposition in Surround gleich den Vorteil, dass ich eventuelle Surroundkonzerte, wie in den Planetarien, eben auch direkt entsprechend angelegen und bestimmte Klangelemente fliegen lassen, staffeln oder positionieren kann.
KEYS: Elektronische Musik eignet sich ja auch gut für Raumklang. Oft aber scheitert es an der Abhörsituation.
Bernd Kistenmacher: Das stimmt und betrifft auch die Veranstaltungsorte. Während im Hamburger Planetarium Surround geboten wird, werde ich in der Ufafabrik ein konventionelles Stereosystem nutzen. Für mich selbst ist 5.1 natürlich erfüllender, denn gerade elektronische Musik lässt sich schön für eine Sphäre komponieren. Vorteile gibt es aber durch die bessere Staffelung im Raum auch bei orchestralen Klängen. Gleichwohl kann man auch Fehler im Surroundbereich machen. Man ist anfänglich versucht, viele Klänge zu animieren. Das ist zu viel des Guten. Besser ist es, bewegte Elemente eher gezielt zu nutzen. Dann werden Sie besser wahrgenommen, weil sie auf einer stabilen Basis ruhen.
KEYS: Du machst regelmäßig Konzeptalben. Wie entsteht eine solche Vision?
Bernd Kistenmacher: Da ich ja keine Filme habe, an denen ich mich abarbeiten kann, brauche ich ein Thema, einen konzeptionellen, szenarischen Rahmen für ein Album, den ich mit Musik befülle. Ich habe das immer gemocht, etwa The Dark Side of the Moon von Pink Floyd oder 666 von Aphrodite‘s Child. Seit 2009 gab es immer spezifische Themen, die meine Alben bestimmten. So ist Beyond the Deep von Frank Schätzings Der Schwarm inspiriert. Antimatter dreht sich wiederum um ein fiktives Experiment am CERN. Utopia bewegt sich eher in einem Prog-Rock-Rahmen, und den Titeltrack habe ich mit Vana Verouti aufgenommen (Verouti musizierte auf Heaven and Hell mit Vangelis, Anm. der Red.). Das Album handelt von dem Wunsch nach neuen Utopien/Perspektiven für die Menschheit, da wir heute kurzgefasst in vielen Bereichen in einer eingeengteren Welt als etwa in den Siebzigern leben. Paradise schlägt in eine ähnliche Kerbe. Da hat bereits das Cover einer Brandrodung in Braslilien einen Bezug zu unserem heutigen Leben – wir lassen so etwas zu, ebenso wie einen Donald Trump, einen Recep Erdogan und den fortschreitenden Kapitalismus mit einer sich immer weiter öffnenden Schere zwischen Arm und Reich.
[Interview Bernd Kistenmacher Bild Synthesizer]
Im Studio setzt Bernd auf analoge Synthesizer wie etwa den Minimoog Voyager und ein 5-HE-System von Moon Modular. // Foto: Georg Link
KEYS: Du verkaufst deine Musik ausschließlich über Bandcamp und auf deinen Konzerten, nicht aber über die gängigen Online-Plattformen.
Bernd Kistenmacher: Hinter dieser Entscheidung steckt jahrelange Erfahrung und ein Beobachten der Marktentwicklung. Ich bin der Meinung, dass ich mit meiner Musik eine Nische bediene und kommerziell betrachtet auch in dieser Nische verbleiben werde. Ich habe viel probiert. In der Zeit, als ich mein eigenes Label eröffnet habe, war der Plattenmarkt noch friedlich, im Sinne von stabil. Ich konnte Alben auf Kommision im Fachhandel abgeben und drei Wochen später meine Erlöse abholen. Dazu gab es vernünftige Vertriebe mit Außendienstlern und Airplay im Rundfunk, der sich für klassische elektronische Musik starkmachte. Die Zeiten haben sich seitdem dramatisch verändert. Erst gab es selbstgebrannte CD-Rs, dann Web 2.0 mit Filesharing – heute ist der klassische Markt im Prinzip tot. Verkäufe auf Konzerten werden wohl immer funktionieren, wenn man oft live spielt.
KEYS: Wie stehst du zu Anbietern wie Spotify oder Apple Music?
Bernd Kistenmacher: Ich habe mich auch an Streaming versucht. Aber wenn Du für 3.000 Streams einen Euro erhältst, steht das in keinem Verhältnis zu dem Aufwand und den Kosten meiner Produktionen. Die Entscheidung darüber, ob meine Musik gut oder schlecht ist, ist bereits durch die Anzahl der Streams gefällt worden. Aber heute erhalte ich so gut wie keine Bezahlung dafür – da stimmt also etwas nicht. An bestimmten Dingen wie russischen Servern mit illegalen Downloads wird nicht gerüttelt beziehungsweise kann ich nichts ändern. In meinem Fall habe ich entsprechend die Konsequenz gezogen: Meine Musik gibt es eben nicht oder kaum auf iTunes, Spotify und allen anderen Diensten. Ich denke, dass die Leute, denen meine Musik gefällt, auch den Weg zu mir finden werden.
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Bernd Kistenmacher – Disintegration
Bernd Kistenmachers neues Album Disintegration bietet acht Titel zwischen Soundtrack und Elektronik. Als Konzeptalbum sollte man sich die Platte am Stück anhören – es lohnt sich.
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KEYS: Bandcamp stellt da eine Ausnahme da?
Bernd Kistenmacher: Bandcamp ist ja keine kleine Plattform, sondern vielmehr die erfolgreichste Plattform, die fair bezahlt. Somit scheint mir das derzeit die beste Lösung. Wenn du als Musiker allerdings bei einer Plattenfirma unter Vertrag gehst, hast du diese Option nicht. Du gibst deiner Musik damit eine Freifahrt ins Internet. Den Hörer kannst du natürlich nicht in die Pflicht nehmen, der nimmt das Angebot einfach wahr. Somit leben wir mit dem Preis, den wir als Gemeinschaft für die Schnäppchenmentalität zahlen. Überall wird hohe Qualität erwartet, die aber nichts kosten soll. Hinzu kommt auch, dass es aufgrund geänderter Hörgewohnheiten heute den typischen Albummarkt im breiten Markt kaum noch gibt. Stattdessen werden einzelne Titel abgerufen. Als Teilbereich gibt es immerhin den Vinylmarkt. Da ist die Musik plötzlich wieder materialisiert. Da nehme ich dann lieber noch mehr Mittel in die Hand und mache ein richtiges Album, für das ich dann auch faires Geld verlangen kann.
KEYS: Kannst du denn deine Werke auch in hochauflösender Form und in Surround anbieten?
Bernd Kistenmacher: Nein, bisher kann ich das noch nicht tun. Derzeit gibt es nur die Möglichkeit zu verlustfreien komprimierten Downloads in CD-Qualität im FLAC-Format.
KEYS: Das heutige Konzert fand in Surround statt. Wie setzt du das technisch um?
Bernd Kistenmacher: Ich nutze die Möglichkeiten der Planetariumsbeschallung so gut es geht aus. Ich habe mich mit dem Technikteam besprochen und in der Folge eine angepasste Surroundmischung erstellt, die den ganzen Kuppelraum einbezieht und gleichzeitig eine sinnvolle Orientierung in Richtung Bühne aufweist – dennoch kommt natürlich nicht jeder Synthesizer aus derselben Ecke. Wie in vielen Planetarien gibt es auch in Hamburg diverse Lautsprecherwege, die ich dann gruppiert als Klangfeld nutze. Um meine Live-Keyboards einzubinden, nutze ich meine Rednet-Interfaces. Bei der Show laufen die Basics in 5.1 aus dem Rechner. Bei Solo-Synthesizern, etwa Streicher-Ensembles, lege ich das Surroundfeld eher breiter an, bei eher mono-orientierten wie etwa dem Minimoog schiebe ich es eher zusammen. All diese Dinge lege ich bereits in der Vorbereitung auf das Konzert fest, einschließlich der Platzierung der Klänge im Raum. Gleichzeitig ist der Anteil an live generierten Elementen sehr groß, denn ein reines Playback empfände ich als Betrug am Publikum.
KEYS: Bernd, besten Dank für das Gespräch!
Konzert im Hamburger Planetarium
Vor ausverkauftem Haus spielte Bernd Kistenmacher im ersten Konzertteil ausschließlich Kompositionen aus seinem neuen Album Disintegration und versetzte mit dessen sphärischen und orchestralen Sounds das Publikum in eine entspannte und aufmerksame Stimmung. Der einsetzende Sternenhimmel, die virtuellen Animationen und die spektakuläre Nebel-Lasershow formten das Konzert dabei zu einem besonderen Klangerlebnis, das durch Kistenmacher zudem in 5.1-Surround präsentiert wurde.
Den zweiten Konzertteil gestaltete Kistenmacher mit Musik aus dem Album Paradise sowie weiteren Titeln aus Disintegration. Hier verknüpfte er melancholische, orchestrale und bombastische Klänge mit Sequenzen und Percussions, ehe er das Konzert bei der Zugabe mit finalen Stücken des neuen Album beschloss. Ein gelungenes Fest vor einem begeisterten Hamburger Publikum, das in den letzten Jahren in Sachen elektronischer Musik leider zu wenig Berührungspunkte hatte.
(Georg Link)

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